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» Alles fließt – und manchmal auch zu viel
08.06.2016 Hartmut Guendra

Alles fließt – und manchmal auch zu viel

Der nächste Fachaustausch wird das Thema Starkregen und gesamtgesellschaftliche Herausforderungen adressieren.

Kaum eine Region Deutschlands ist in den letzten Wochen von den zahlreichen Unwettern verschont geblieben. Es werden Schadenssummen in Milliardenhöhe genannt (Landrat Michael Fahmüller, Rottal-Inn). Noch schmerzlicher sind die Verluste an Leib und Leben. Dabei muss uns allen bewusst sein, dass solche Katastrophen technisch nicht beherrschbar sind. Geoinformationstechnologie kann aber dabei helfen, besser vorzusorgen und besser mit den bestehenden Gefahren umzugehen. Ein erster Ansatz hierzu sind Starkregengefahrenkarten, wie sie in unterschiedlichen Maßstäben seit einigen Jahren entwickelt werden. Starkregengefährdungskarten unterscheiden sich deutlich von den bisher existierenden Hochwassergefahrenkarten. Sie müssen die Entstehung und die Abflussprozesse flächenhaft betrachten. Vor allem die großmaßstäbigen Detailkarten benötigen eine Vielzahl hochgenauer Datensätze, wie z.B. eine möglichst exakte Abbildung der Geländeoberfläche. Bei einem Starkregenereignis kann die Höhe des Bordsteins über Leben und Tod entscheiden. Die Anforderungen an die Datengenauigkeit sind deshalb besonders hoch. Beispiele für modellierte Starkregengefährdungskarten finden sich für die Emscher-Lippe-Region (http://starkgegenstarkregen.de/starkregenkarte/) oder auch für das Einzugsgebiet der Glems (http://www.starkregengefahr.de). Einen ergänzenden Ansatz verfolgen der Lehrstuhl für Geoinformatik am Geographischen Institut der Uni Heidelberg und die Leiner & Wolf GmbH in Ihrem KLIMOPASS-Projekt „Open Flood Risk Map“ (http://www.geog.uni-heidelberg.de/gis/open_flood_risk_map.html). Dort werden Community- und Beteiligungszentrierte Ansätze in den Vordergrund gestellt.

Schaden Starkregengefahrenkarten den Interessen des Verbraucherschutzes? Dieser Eindruck könnte entstehen, wenn man den Beitrag von Annika Joeres in Stern Online liest (http://www.stern.de/wirtschaft/versicherung/klimawandel--versicherungen-lassen-hausbesitzer-im-regen-stehen-6860062.html). Dort sieht man die Gefahr, dass solche Karte in den Händen der Versicherer es Hausbesitzern schwerer bis unmöglich macht, eine Gebäudeversicherung abzuschließen. Im Zuge der zunehmenden Starkregengefahr wird vieler Orten der Ruf nach einer Pflichtversicherung laut.  Welche Gründe auch immer hier zu nennen sind, die Zunahme der Starkregengefährdung ist in gewisser Weise ein Dilemma.

Die Versicherungswirtschaft argumentiert gegen eine Pflichtversicherung. Die Pflichtversicherung für Naturgefahren untergräbt demnach die Anstrengungen zu Naturgefahrenprävention (http://www.gdv.de/2014/03/pflichtversicherung-fuer-naturgefahren-untergraebt-praevention/). Diese ist wichtiger denn je zuvor. Auch wenn es im Einzelfall schwierig bis unmöglich sein kann, sich gegen eine konkrete Gefahr zu schützen. Denn nicht nur die Naturgefahren nehmen zu. Noch viel stärker als die klimawandelbedingte Zunahme der katastrophalen Ereignisse nehmen die Risiken zu (Risiko = Naturgefahr x Vulnerabilität, UN/ISDR (2004)). Oder anders formuliert: Immer mehr wirtschaftliche Werte konzentrieren sich in Gebieten, die Naturgefahren ausgesetzt sind.  Deshalb sind Aufklärung und Bewusstseinsbildung über Starkregengefahrenkarten wichtiger denn je. Und klar sollte auch sein: Je mehr Risiken versichert werden, desto höher werden die Prämien. In Großbritannien haben sich die Prämien seit Einführung der Pflichtversicherung vervierfacht. Die Lösung sieht man bei den Versicherern in der Entwicklung hochaufgelöster Karten und einer breit aufgelegten Aufklärungskampagne (http://www.gdv.de/2016/06/genauere-daten-fuehren-zu-einer-besseren-versicherbarkeit-von-flutrisiken/). Die zunehmende Starkregengefährdung ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass nur durch die Zusammenarbeit zahlreicher Akteure gelöst werden kann. Die Versicherungswirtschaft alleine wird dieses Problem nicht lösen können. Lösungen können nur im Zusammenwirken von bürgerschaftlichem Engagement und Eigenverantwortung, kommunaler Planung und Daseinsvorsorge, der Versicherungswirtschaft sowie unterstützender politischer Rahmenbedingen erzielt werden. Hervorzuheben ist, dass Geoinformation dabei ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg ist.

Die Themenfelder Naturgefahren, Risikovorsorge und Katastrophenmanagement sind seit vielen Jahren die Arbeits- und Forschungsschwerpunkte von Akteuren innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar und des Netzwerks GeoNet.MRN e.V. In diesem Zusammenhang weisen wir gerne auf zwei Veranstaltungen im Herbst 2016 hin: Das Hochwasserschutzforum des Verbandes Region Rhein-Neckar und der IHK Rhein-Neckar am 22.11.2016 in Ludwigshafen adressiert die praktischen Herausforderungen aus vorwiegend kommunaler Sicht. Der Fachaustausch Geoinformation am 24.11.2016 diskutiert die Naturgefahren- und Starkregenproblematik und deren gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen. Merken Sie sich diese Termine vor. Es erwarten sie spannende Beiträge und Diskussionen.

 

Hartmut Gündra
Clustermanagement
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Netzwerk Geoinformation der Metropolregion Rhein-Neckar
GeoNet.MRN e.V.
P7, 20-21
68161 Mannheim

URL: www.geonet-mrn.de
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Verfasst um 09:48 Uhr

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